Beispiel zum Deuten der Menschen Bild Webe

Dr. Peter Krepper ist seit vielen Jahren als Rechtsanwalt und Mediator selbstständig berufstätig. Nach der Lektüre eines Zeitungsartikels über die Verhaftung eines berüchtigten Mafia-Paten auf Sizilien (der Mann wurde im Bericht als erfolgreich gewesener Mediator zwischen mehreren Clans bezeichnet) fragte er sich: «Würde ich auch zwischen Mafiosi vermitteln?» – Die Frage führte ihn dazu, über sein eigenes Welt- und Menschenbild wieder einmal zu reflektieren, und er hielt im folgenden Bild für sich fest, welche Werte und Selbstverständnisse Menschen typischer Weise hegen und zwischen welchen der folgenden Pole in Leben und Arbeit er selbst aktuell eigentlich steht:

Dies ist eine persönliche Moment-Aufnahme (2019). Menschen verändern sich (manche, unter Umständen, etwas, von Zeit zu Zeit) – und sie können sich situativ anpassen und sich damit auch anderswo in dieser Webe befinden.

In diesem Beispiel wird Gewicht gelegt auf ein real-pragmatisches Verhalten und Betrachten von Situationen mit ethisch-ökologischer Werthaltung und dem Selbstverständnis, dass wir für uns selbst Verantwortung tragen und auch für die Mitmenschen. Das Profil wirkt auf die Berufsausübung ein: dieser Mediator wird die Kundschaft in Richtung Übernahme von Verantwortung fordern, nicht aber mit religiös-moralischem Einschlag oder einer hidden agenda zur Weltverbesserung. Es werden keine Wunder von Menschen erwartet, ob der notorischen Schwächen des homo sapiens gesteht zudem dieser Anwalt dem Recht Nachachtung zu.

Legende zu den Polen der Menschen Bild Webe

Diese Pole sind Orientierungs-Punkte eines Welt-, Werte- und Menschen-Bilds. Andere Hauptaspekte und «Stossrichtungen» in der Gesellschaft, Sippe und der privat-persönlichen Anschauung sind möglich. – Die hier gewählten Pole bedeuten:

Humanismus & Individualismus: Der Mensch ist von Natur aus gut, zudem entwicklungsfähig zu «Höherem». Die unantastbare Würde und persönliche Freiheit des Individuums sind höchstes Gut in Gesellschaft und Recht. Das Streben nach Selbst-Verwirklichung und Glück ist zentral.

Idealismus: In der materiellen (realen) Welt wirken vorbestehende (ewige) Ideen (Höhlengleichnis Plato; Am Anfang war das Wort: Genesis). Leben ist mehr als biologische Evolution; bessere Zustände zu erwirken wie Gerechtigkeit, Wahrhaftigkeit, Friede ist möglich und anzustreben.

Transzendenz & Glaube: Hinter allem wirkt ein göttlicher Plan. Durch Selbst-Transformation erwirkt der Mensch den Übergang vom irdischen Jammertal in den anzustrebenden Endzustand Himmel (oder Nirvana usw.). Der eigene Lebens-Wandel (Verhalten) dient stets diesem Ziel.

Gesinnung & Moral: Das Individuum vermag sich nicht selbst zu erlösen, allein Gottes Gnade führt es in den erlösten Endzustand. Durch seine persönliche Haltung, das eigene Bemühen, richtig zu leben, trägt der Mensch dazu bei – oder rein weltlich zu einer guten Gesellschaft.

Rechte & Ordnung: Die (säkulare) menschliche Gesellschaft bedarf zum Wohl aller verbindlicher und durchsetzbarer, dafür sanktionsbewehrter Regeln. Das Machtmonopol liegt beim (demokratischen) Staat. Das Individuum besitzt in diesem Rahmen Privat Autonomie.

Realismus & Pragmatik: Alles menschliche Verhalten dient eigenem Bedürfnis & Interesse oder dem der Sippe. Dafür sind sowohl Kooperation als auch Konkurrenz unvermeidliche Bedingung des Daseins. Statt Idealen ist das Mögliche zu leben und dank Versuch & Irrtum zu erreichen.

Ökologie & Ethik: Diese Leit-Disziplinen führen (vorgeblich) anstelle von Glauben und Idealismus (oder mit ihnen zusammen) zur Bewahrung der Erde (Schöpfung) und an ihnen ist die gesellschaftliche Ordnung für alle und bis ins persönliche Verhalten normativ auszurichten.

Selbst- & Mitverantwortung: Nicht (nur oder an sich) die allgemeine Moral oder persönliche Gesinnung zählen, sondern das Ergebnis des eigenen Handelns. Irdisches Zusammenleben und die nötigen Veränderungen bedürfen individueller Rechtfertigung des eigenen Tuns & Lassens.